
„Vor Weihnachten ist viel los bei Wiesbauer – zum Fest wollen unsere Kunden Traditionelles auf dem Tisch haben“ – höre ich, als ich mich für einen Besuch in der Wiesbauer Zentrale im Süden Wiens anmelden möchte.
Für ein Gespräch gibt es jedoch Zeit und so treffe ich mich im Dezember mit einem freundlichen Herrn aus dem Kommunikationsteam der Firma, der mir Näheres über den Traditionsbetrieb erzählt.
„Uns gibt es schon seit Generationen“ erfahre ich – „begonnen hat alles 1931 mit Franz Wiesbauer in Wien Fünfhaus – kurz darauf siedelte man bereits nach Ottakring um, wo auch die, bis heute geliebte, „Bergsteigerwurst“ erfunden wurde.“
Schnell wurde es auch hier zu eng und so kaufte man 1940 in Wien Hietzing ein größeres Areal und baute eine neue Betriebsstätte auf. Nach dem Tod von Franz Wiesbauer kümmerte sich seine Frau KR Maria Wiesbauer als Geschäftsführerin um den Betrieb und führte ihn in eine neue Zeit.
1990/91 erfolgte der Spatenstich für den heutigen Betrieb in Inzersdorf, der inzwischen von der 3. Generation als Familienbetrieb geleitet wird und Tradition mit Innovation – Handwerk und Automatisierung perfekt verbindet.
Mich interessiert, ob sich der Geschmack der Österreicher geändert hat und welche derzeit die beliebteste Wurstsorte aus der Wiesbauer Produktion ist.
„Auf den Geschmack bezogen nicht wirklich“ – erfahre ich. Traditionelle Produkte wie die „Bergsteiger“ und Spezialitäten wie „Polnische Spezial“ oder Braten-Produkte wie der „Wiener Kümmelbraten“ verkaufen sich nach wie vor sehr gut.“ Trotz des in den Medien oftmals beschworenen Trends zu leichteren Produkten hat der doppelt geräucherte „Wurzelspeck“ viele Liebhaber. Feinschmecker bevorzugen Schinken-Spezialitäten mit besonderen Geschmacksnoten – wie „Prosecco Schinken“, „Butter Schinken“ oder „Birkenrauchschinken“.
„Als Wien Products Mitglied zeichnen Sie Tradition, Qualität, Handwerk und Einzigartigkeit aus – wieviel Handwerk steckt heute bei den modernen Produktionsmethoden noch in Ihren Produkten – worauf sind Sie besonders stolz“ möchte ich vom Fachmann wissen.
„Obwohl Wiesbauer nicht nur in technologischer Hinsicht als Musterbetrieb der Branche gilt, ist Handwerk immer noch ein ganz wichtiges Element in der Herstellung unserer Produkte. Nicht nur bei feinen Schinken-Spezialitäten wird darauf höchster Wert gelegt! Vor allem bei der Entwicklung von Innovationen sind wir stolz, immer wieder traditionelle handwerkliche Herstellungsart gepaart mit modernster Technik in den Mittelpunkt zu stellen.“
Das klingt spannend – mich interessiert, wie es um den Nachwuchs im traditionellen Handwerk bei Wiesbauer steht und bin überrascht, als ich erfahre, dass der „Nachwuchs in der Chefetage“ im Familienunternehmen den klassischen Ausbildungsweg geht.
Benjamin Uher ist bereits die nächste Generation bei Wiesbauer. Er ist der Enkel von KR Karl Schmiedbauer und der Neffe von Thomas Schmiedbauer – dem derzeitigen Geschäftsführer. Nach der fünfjährigen Handelsakademie, die er im Jahr 2018 mit der Matura abschloss, begann er die Fleischer-Lehre bei Wiesbauer. Er wird in den nächsten Jahren sämtliche Abteilungen und Firmen der Unternehmensgruppe durchlaufen, um so viel wie möglich zu lernen. Die Zukunft des Familienunternehmens ist also gesichert.
Ansonsten sei es nicht einfach, guten Fachkräftenachwuchs zu bekommen – Wiesbauer hat deshalb eine Lehrlingsoffensive gestartet, bei der man sehr aktiv um neue Lehrlinge wirbt. Dabei bietet man jungen Menschen ein breites Spektrum an Ausbildungsoptionen an – neben der klassischen Fleischerlehre kann man die Ausbildung zum Lebensmittel-Technologen/in, zum Fleisch-Fachverkäufer/in und zum Bürofachmann/zur Bürofachfrau und zukünftig auch zum Koch/zur Köchin absolvieren. Viele die ihre Berufslaufbahn nach der Schule als Lehrlinge bei Wiesbauer begonnen haben, sind heute in Leitungsfunktionen in der Produktion tätig.
Zum Schluss möchte ich noch wissen, ob es in einem Betrieb wie Wiesbauer noch immer Geheimnisse um besondere Familienrezepte gibt und wie man dem geänderten Bewusstsein für Qualität beim Kunden begegnet.
Ich ernte ein Lachen und werde aufgeklärt: „Die Rezeptur unserer „Bergsteiger“ ist seit fast neun Jahrzehnten ein unverändertes und gut gehütetes Geheimnis. Seit Anfang Oktober 2019 gibt es die „Bergsteiger junior“ zusätzlich als Snack, um jüngere Konsumenten anzusprechen.“
Ansonsten gilt: höchste Qualität und bester Geschmack! Viele Produkt-Spezialitäten von Wiesbauer tragen das AMA-Gütesiegel, mit dem Lebensmittel ausgezeichnet werden, die qualitativ die gesetzlichen Vorgaben übertreffen und deren Herkunft konkret nachvollziehbar ist.
Das klingt überzeugend und ich verabschiede mich. Mit dem Wissen um die Herstellung ist klar – die Qualität der Wiesbauer Produkte ist einen Spaziergang zu einer Wiesbauer Filiale wert.