
Schmuck ist ein kulturelles Symbol – zu Besuch bei Skrein die Schmuckwerkstatt
Schmuck haftet eine besondere Aura an – manche Stücke werden über Generationen weitergegeben – andere kommen zu bedeutsamen Anlässen hinzu. In Wien findet man einige Familienunternehmen, die sich diesem Thema widmen – die Schmuckwerkstatt SKREIN ist eines davon, das mit Besonderheiten punktet. Um diese zu erkunden, verabrede ich mich mit Alexander und Marie Skrein an ihrer Adresse in der Spiegelgasse unweit vom Stephansplatz. Vater und Tochter haben sich beide der Gestaltung und Herstellung von besonderen Stücken verschrieben. Bereits das Schaufenster verrät eine besondere Affinität der Unternehmer zur Gestaltung – hier sind passionierte Ästheten am Werk, die ihre Produkte auf spannende Art und Weise präsentieren.
Betritt man das Geschäft, dem die Werkstatt angegliedert ist, kommt man schnell zur Ruhe – hier geht es konzentriert und entspannt gleichermaßen zu.
Wenn man ein Familienunternehmen im Schmuckbereich in Wien betreibt – ist man in guter Gesellschaft. Ob ihm der Beruf des Goldschmieds bereits in die Wiege gelegt wurde interessiert mich und Alexander Skrein erzählt: „Das Thema Schönheit und Kultur ist uns in die Wiege gelegt worden. Mein Großvater hat Stoffe entworfen und war Stoff-Fabrikant. Mein Bruder hat eine Filmproduktionsfirma und ist Regisseur. Die ganze Familie – vor allem mütterlicherseits – war immer im Kreativbereich tätig“. Er selbst bezeichnet sich als „Schmuckmann aus Leidenschaft“ – väterlicherseits entstammt er einer Rechtsanwalts-Dynastie.
Alexander Skrein kam über einige Umwege dazu, 1990 die Schmuckwerkstatt zu gründen. Hier in der Spiegelgasse entstehen seitdem besondere Stücke – nämlich solche, die mit dem Träger bzw. der Trägerin verbunden sind.
„Schmuck hat eine unglaubliche Nähe – auch in der Symbolik – wie der Lieblingsring, das Collier, das man sich immer schon zum Hochzeitstag oder zum runden Geburtstag gewünscht hat – dieses eine Stück, das mehr bedeutet als nur ein Schmuckstück zu sein. Schmuck ist ein kulturelles Symbol“ erklärt der Unternehmer und man spürt, dass die Passion für edles Metall und Steine ansteckend ist.
Im Werkstattbereich wird fleißig gearbeitet – Entwurfszeichnungen zeigen individuelle Ringe, vielerlei Werkzeuge sind im Einsatz, um edles Metall zu bearbeiten.
Besonders wichtig ist den Skreins die Herkunft ihrer Rohmaterialien – hier wird ausschließlich faires Gold verarbeitet. In gewisser Weise ist Alexander Skrein Pionier, was die Herkunft des Goldes und der Diamanten betrifft – inzwischen folgen seinem Beispiel viele Goldschmiedeunternehmen in Österreich.
Marie Skrein ist ebenfalls in der Werkstatt – sie arbeitet gerade an einem Entwurf. Ich möchte von ihr wissen, ob es für sie ein logischer Schritt war, in das elterliche Unternehmen einzutreten und welchen Part sie hier übernimmt.
“Es war meinem Vater immer wichtig, seinen Töchtern eine freie Lebensgestaltung inklusive freier Berufswahl zu ermöglichen – ich hatte nie das Gefühl, Verantwortung zur Fortführung des Unternehmens zu haben“ antwortet die ausgebildete Goldschmiedin und man merkt, dass sie ihre Arbeit liebt. Ihr Vater ergänzt lächelnd „Marie mag Schmuck bzw. schöne Dinge, mit Menschen zu reden und tiefere Gespräche zu führen. Derjenige, der Schmuck für eine Familie macht, hat eine Beziehung zu diesen Menschen. Wir sind für viele ein Hausjuwelier – das geht schon in Richtung eines Hausarztes. Marie bestimmt auch immer mehr das Design unserer Schmuckstücke.“
Verlobungs- und Eheringe sind für Paare symbolträchtige Schmuckstücke – SKREIN bietet Paaren an, ihre Ringe gemeinsam zu gestalten.
Das zukünftige Ehepaar ist auf Wunsch sogar eingeladen, gemeinsam mit dem Goldschmied – für den anderen den Ehering oder Partnerring zu finalisieren. Ich stelle mir das sehr emotional vor und frage die beiden Schmuckexperten nach Trends bei der Gestaltung von Verlobungs- und Eheringen.
„Die Vorstellungen von Paaren unterliegen oft dem Zeitgeist – allgemeine Modetrends werden auf Eheringe übertragen. In den Gesprächen bei uns im Geschäft werden sich die Menschen bewusst, dass man die Eheringe ein Leben lang tragen möchte und der Zeitgeist sekundär ist. So kommt man zu individuellen Ringen, die beiden gefallen. Die Beziehung ist wichtiger als der Zeitgeist und das Urteil anderer ist weniger wichtig, das persönliche Gefallen steht im Vordergrund“ erklären mir Vater und Tochter.
Umgeben von solch tollen Stücken zu arbeiten stelle ich mir inspirierend vor und bevor ich mich verabschiede, äußert Alexander Skrein noch einen wichtigen Gedanken.
„Schmuck ist nach der Höhlenmalerei das älteste Kulturgut der Welt. Goldschmiede waren immer die Gewerbetreibenden, denen die Gesellschaft das höchste Vertrauen geschenkt hat. Das ist heute noch so und wir sind dankbar, ein Teil dieser vertrauenswürdigen Gruppe sein zu dürfen.“
Diese Worte gehen mir noch lange durch den Kopf, nachdem ich die Schmuckwerkstatt der Familie SKREIN verlassen habe. Eines ist jedoch sicher – die Qualität des von Hand hergestellten Schmucks ist in jedem Fall ein Spaziergang in die Spiegelgasse wert.