
„Unsere Designs sind nichts Kurzfristiges“ – zu Gast bei rudolf Vienna
Heuer gewannen Lisa Mladek und Antonia Maedel – die beiden Designerinnen vom Label rudolf Vienna, den von Wien Products ausgelobten Accessories Award beim TAKE FESTIVAL Wien und bereichern den Cluster STIL von Wien Products.
Ich bin neugierig, was sich hinter dem Namen verbirgt und wie die wunderschönen Designs entstehen – deshalb verabrede ich mich mit den beiden Protagonistinnen in ihrem Studio im 23. Bezirk.
In der Draschestraße haben die beiden ihr Atelier. Als ich in die hellen Räume eintrete, fallen mir sofort die gestrickten Polster, Decken und Pullover ins Auge, die hier übersichtlich auf Tischen und in Regalen gestapelt sind. Die beiden Designerinnen stecken in den letzten Vorbereitungen für die neue Kollektion und planen schon für das kommende Jahr.
Wir setzen uns zusammen und ich erfahre, was sich hier alles abspielt und wie es zur Gründung von rudolf Vienna kam.
Die Färberei Fritsch, die sich am gleichen Standort befindet, ist eine weit über die Wiener Stadtgrenzen hinaus bekannte erste Adresse für das Färben von Garnen.
Lisa Mladeks Vater begann hier vor über 20 Jahren mit Naturfarben zu experimentieren – da war Nachhaltigkeit noch nicht in aller Munde. Heute ist die Färberei bei Spezialisten sehr gefragt, wenn es darum geht, Garne pflanzlich zu färben. Man ist stolz auf die Zertifizierungen, die der Umwelt nützen und uns nachhaltig hergestellte Produkte bescheren.
Lisa Mladek wuchs also praktisch hier inmitten von Farben und Garnen auf, studierte Textilchemie und traf auf Antonia Maedel, die sie schon lange kannte und die Textil Design in London studierte und ein großes Faible für das Schneidern, die Weberei und das Stricken entwickelt hatte.
2014 gründeten die beiden ihr Label rudolf Vienna. „Warum gerade Rudolf?“ möchte ich wissen. Lisa Mladek lacht und erzählt mir, dass sie wochenlang über einen geeigneten Namen nachgedacht hätten, der ihrem Anspruch an Design, Qualität und Nachhaltigkeit entspricht und sie irgendwann alle Namenskonstruktionen über Bord warfen und sich den Namen rudolf Vienna gaben – beide Großväter hießen so. Ein guter Schachzug – ihre ersten Kollektionen waren auch immer eine Hommage an einen großen Rudolf – bei den Habsburgern gibt es da eine Menge Auswahl und auch heute tragen ihre Produkte Namen mit Wien Bezug.
Die Wolle für ihre Home-Collection sowie die gestrickten Pullover (es gibt erstmals auch unisex Modelle, die Herren tragen können) ist Bio-zertifizierte Merinowolle, die in der hauseigenen Färberei natürlich bearbeitet wurde.
Die Palette der Pflanzenfarben ist breit gefächert, ich bekomme bei einem Rundgang durch die Färberei eine kurze Einführung in die Welt der natürlichen Färbemittel, die unter anderem aus Krappwurzel, Reseda, Indigo und Blutholz gewonnen werden. Im Labor wird genauestens darauf geachtet, dass die gefärbten Garne alle Auflagen erfüllen und der gewünschte Farbton genau getroffen wird. Die Unternehmerinnen sind da sehr strikt in ihren Ansichten – altes Handwerk verknüpfen sie mit modernsten Technologien und sind so mit ihren Produkten am Puls der Zeit.
Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig – in der eigenen Werkstatt werden alle Prototypen selbst hergestellt. Antonia Maedel nutzt dafür, neben einem alten Webstuhl, Strick- und Nähmaschinen – sie ist die Spezialistin für die Umsetzung der Schnitte – während Lisa Mladek sich um Material und Färbung kümmert. Ihre Modelle werden dann in kleinen österreichischen Werkstätten im Radius von 150 km um Wien herum hergestellt.
„Das entscheiden wir von Kollektion zu Kollektion“ erklären mir die beiden Designerinnen – abhängig von Material und Machart kooperiert man mit unterschiedlichen Partnern, die traditionelles Handwerk pflegen und die geforderte Qualität sicherstellen können. Und dann gibt es noch Enthusiastinnen, die sich in regelmäßigen Abständen zum gemeinsamen Stricken treffen und für die handgestrickten Hauben und Turbane von Rudolf Vienna verantwortlich sind. Materialreste werden nicht weggeworfen – aus ihnen entstehen bei einem Partnerbetrieb Knöpfe oder Fransenborten. Auch das ist nachhaltiges Wirtschaften.
Die beiden Designerinnen denken weit voraus mit ihren Produkten: „Wir entwerfen keine kurzlebigen Trends – unsere Produkte sind langlebig und haben in jedem Fall das Zeug zum Klassiker. Neben der Wolle kommt auch Seide und Rohleinen zum Einsatz – diese Materialien lassen sie von einer Weberei in Wien speziell anfertigen. Die Modelle sind in jedem Fall anziehend und nicht nur für eine Saison gemacht.
Wir stehen wieder im Schauraum – vor mir liegt die Wohnkollektion. Grau, schwarz und weiß mischen sich hier zu spannenden geometrischen Mustern, die an die Wiener Werkstätte erinnern. In Paris auf der Maison et Objet waren sie kürzlich am Wien Products Gemeinschaftsstand zu sehen – gerade ist Vienna Design Week – da gibt es eine Kooperation mit Die Sellerie – einem Concept Store in Neubau und am 9. November eröffnen die beiden Designerinnen ihren ersten eigenen Rudolf-Vienna Shop in der Kirchengasse im angesagten siebenten Wiener Gemeindebezirk.
Ich verabschiede mich von Lisa Mladek und Antonia Maedel – die Qualität ihrer Designs ist in jedem Fall einen Spaziergang in den neuen Shop – Kirchengasse 24 – wert.