Österreichische Werkstätten

Handwerk für die Zukunft – die Österreichische Werkstätte


Wien war vor etwas mehr als 100 Jahren ein vielbeachtetes Zentrum von Gestaltung und Architektur. Die berühmte Wiener Werkstätte hatte sogar auf der Fifth Avenue in New York eine Niederlassung – war aber aufgrund von finanziellen Problemen und Kriegen nur eine kurzlebige Einrichtung.

1948 wurde von einem illustren Kreis österreichischer Kunsthandwerker wie Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl, John Backhausen jun., Hans Harald Rath, Carl Auböck und Karl Hagenauer die Österreichischen Werkstätten gegründet. Sie knüpften damit an das Postulat der Wiener Werkstätte an, mit funktionellen Formen, guten Materialien und solider Handwerkskunst Schönheit in den Alltag der Menschen zu bringen.

Bis heute werden von ambitionierten Handwerkern die Entwürfe der Gründer umgesetzt. Die Österreichische Werkstätte ist eng mit den Namen dieser Künstler verbunden. Warum das so ist und was sich hinter dem wohlklingenden Namen verbirgt, möchte ich für den Blogbeitrag erfahren. Karin Lichtenegger ist als Geschäftsführerin der OEW eine perfekte Gesprächspartnerin und so bekomme ich Antworten auf meine Fragen.

Mich interessiert, ob sich der Anspruch an das Handwerk und Design im Jahr 2020 von jenem 1948 unterscheidet.

Frau Lichtenegger denkt nicht lange nach und meint: „Das Ziel der Österreichischen Werkstätten war und ist es, Schönes ins Leben zu bringen. Neben Produkten – inspiriert von Jugendstil, Art déco, Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann und Gustav Klimt, steht regionale und hochwertige Handwerkskunst im Mittelpunkt. Im Sortiment findet sich aber auch neues Design aus Österreich. Die Formensprache der Gegenwart unterscheidet sich jedoch von der Gründergeneration. Viele Gegenstände erscheinen noch klarer, noch reduzierter als zur Zeit Josef Hoffmanns. Es gibt aber auch Produkte, deren Form nur leicht verändert oder modernisiert wurde, wodurch zeitloses Design weiter bestehen bleibt.“

Ich stelle es mir einigermaßen schwierig vor, eine Auswahl für den Shop zu treffen und möchte wissen, welche Produkte es in den Shop schaffen und welche Auswahlkriterien für sie gelten.

Für Karin Lichtenegger gilt als Grundsatz: „Die Marke Österreichische Werkstätten ist traditionell mit hoher Qualität verbunden. Dieses Credo unserer Gründer wird immer strikt beachtet – wobei die Langlebigkeit der Produkte eine große Rolle spielt. Schließlich sollen die Produkte auch nach Jahrzehnten noch Freude machen. Ausgezeichnetes Design ist zeitlos.“

Dass ausgezeichnetes Design in einem adäquaten Rahmen noch besser zur Geltung kommt, beweist das Geschäftslokal in der Kärntner Straße 6, das 2018 neu gestaltet wurde und eine klare Designsprache spricht.  Wie haben die Kunden darauf reagiert?

 „Die Reaktionen unserer Kunden waren unglaublich positiv“ freut sich Frau Lichtenegger und man merkt ihr den Stolz über das tolle Geschäft an – „durch das neue Shopdesign kommen unsere Produkte noch besser zur Geltung und finden sich nun in einem Verkaufsumfeld wieder, das ihnen gebührt“.

Das großzügige Portal zur Kärntner Straße macht den barrierefreien Zugang zum Geschäft noch einfacher, der Schmuckbereich wurde durch eine eigene Beratungszone mit Sitzgelegenheiten deutlich aufgewertet.

Der Weg in die beiden Etagen wird von einer markanten Tapete im Stile Josef Hofmanns begleitet. Zum gemütlichen Pausieren lädt die OEW-Bar im ersten Stock ein.

Apropos Kunden – sind dies eher Touristen aus dem Ausland oder sind die OEW auch so etwas wie das Aushängeschild für einheimisches Design, das die Wiener bzw. Österreichische Kunden anspricht frage ich meine Gesprächspartnerin.

 „Unsere Kunden kommen zur Hälfte aus Österreich und zur Hälfte aus dem Ausland. Beide Kundengruppen versuchen wir mit unserem breitgefächerten Sortiment, das sowohl aus Klassikern bekannter österreichischer Manufakturen und Handwerksbetrieben als auch neuen kreativen Designern besteht, anzusprechen.

Das Sortiment der OEW stellt regionale und hochwertige Handwerkskunst in den Fokus und ist somit auch bei den Wienern äußerst beliebt“ erfahre ich.

Offensichtlich gibt es auch Dauerbrenner bei den Produkten – denn sowohl die Glasvasen im Josef Hoffmann- bzw. Wiener Werkstätte-Design als auch die hauseigene Porzellanserie Art Déco haben sich in den letzten Jahren zu Verkaufsschlagern entwickelt.

Das Geschäftslokal ist neu gestaltet, die Produkte begehrt – „gibt es etwas, worauf Sie besonders stolz sind“ frage ich Karin Lichtenegger neugierig.

Ja – das gibt es antwortet sie lächelnd – es ist das von der dioma Visual Marketing Agentur unter Marco Dionisio entwickelte und von Architekt Kurt Mühlbauer realisierte Store-Design Konzept, das den German Design Award 2019 gewann.

Dazu kann man nur gratulieren – das Geschäft überzeugt tatsächlich und schafft ein besonderes Einkaufserlebnis – fernab von Kitsch- und Souvenierläden, die es leider auch massenhaft in Wien gibt….

„Absolut – dies war auf alle Fälle eine Bestätigung, dass unser eingeschlagener Weg der richtige ist!“

Zum Abschluss unseres Gesprächs möchte ich einen Blick in die Zukunft werfen und frage nach Produkten oder Veranstaltungen, die wir uns unbedingt vormerken sollten. Auch darauf gibt es eine klare Antwort: „Wir entwickeln laufend neue Produktideen, die in unser Sortiment einfließen. Außerdem läuft in unserer Galerie im Untergeschoß aktuell eine Sonderausstellung anlässlich des 90.Geburtstages von Prof. Ernst Fuchs. Die Schwerpunktausstellungen wechseln ca. halbjährlich.“

Ich verabschiede mich von meiner Gesprächspartnerin und bin überzeugt – die Qualität der Produkte ist in jedem Fall einen Spaziergang in die Kärntnerstrasse 6 wert.