
Mir brennt nichts an – ich war im MODUL!
Wien wird jährlich von Millionen Touristen besucht – Österreicher verreisen gern und schätzen gutes Service weltweit.
Dass man in den besten Hotels und Restaurants der Welt oft Manager findet, die in Österreich ausgebildet wurden, ist auch den MODUL Tourismusschulen in Wien zu verdanken. Ich möchte wissen, was das Besondere an der Ausbildung dort ist und verabrede mich mit Mag. Alexandra Ried, die für Marketing und Kommunikation verantwortlich ist.
Betritt man das Schulgebäude der übrigens ältesten Hotelfachschule der Welt (!) in der Peter Jordan Straße, fallen die vielen Schüler in ihrer Schuluniform auf – welche gerade zur großen Pause durch das Foyer strömen.
Ein Fremder ist hier offensichtlich sehr leicht zu erkennen und so steht Mag. Ried plötzlich vor mir und für mich beginnt ein spannender Rundgang.
Der Name MODUL – so erfahre ich – geht auf das Wabenprinzip zurück, nach dem der Architekt Josef Fleischer die innere Raumstruktur des Oktogon-artigen Gebäudes in den Jahren 1973–1975 gestaltete.
Die 500 Auszubildenden werden hier in zwei Programmen ausgebildet – die fünfjährige Ausbildung in der höheren Lehranstalt macht aus Schülern, die von der AHS oder der NMS ans Modul wechseln – Restaurantfachfrauen und –männer; Köchinnen und Köche sowie Hotelfachleute mit Gewerbeschein. Ungefähr einhundert Schülerinnen und Schüler werden jährlich ausgewählt und beginnen mit der Ausbildung in drei Klassen.
Das zweite Programm ist das Kolleg. Hier beginnen jedes Jahr ungefähr 35 Studierende das zweijährige Studium nach erfolgreicher Matura und beenden es mit der Diplomprüfung. Danach starten sie entweder gleich ihre Karriere im mittleren Management oder sie studieren weiter.
Die Absolventen sind heiß begehrt in der Branche – unter den 6000 „Ehemaligen“ der Tourismusschule – die übrigens eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht ist – finden sich klingende Namen wie Mario Plachutta, Alexandra Gürtler oder Michaela Reitterer, die ihrerseits im Hotel- und Gastgewerbe schon fast Legenden sind.
Das hört sich alles interessant an – wir schauen uns in den Seminarräumen um, die teilweise mit einer spektakulären Aussicht Richtung Kahlenberg punkten und landen später in der Kantine, wo die Schüler auch hinter dem Tresen stehen und ihren Mitschülern das Essen ausgeben, das sie (mit)gekocht haben – ein mehrgängiges Mittagsmenü.
Später darf ich einen Blick in die Ausbildungsküchen werfen – in denen eifrig gewerkt wird. Hier ist ein vierter Jahrgang dabei, unter den Augen des Chefs ein anspruchsvolles viergängiges Menü zu zaubern – jeder hat dafür einen eigenen Kochplatz mit allen Geräten und Utensilien zur Verfügung. Es scheint ihnen Spaß zu machen, denn auf meine Frage, was gerade gekocht wird, bekomme ich enthusiastische Antworten – das beeindruckt mich. Überhaupt legt man viel Wert auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Theorie und Praxis.
„Uns ist es wichtig, dass die Schüler selbst wirklich den Beruf ergreifen wollen und nicht die Wünsche der Eltern erfüllen“ erklärt mir Mag. Ried. Das stellt sich meist schon beim Bewerbungsgespräch heraus. „Uns ist es ein Anliegen, dass die zukünftigen Tourismusfachleute wissen, was auf sie zukommt. Jemand, der nichts mit Menschen zu tun haben will und eher nicht kommunikativ ist, wird es in dem Beruf nicht leicht haben.“
Das klingt plausibel und ich möchte wissen, was denn für Fächer gelehrt werden und welche Praktika die Schüler durchlaufen. „Unsere Ausbildung beruht auf vier Säulen – Allgemeinbildung, Kommunikation und Sprachen; Wirtschaftliche Bildung sowie Tourismusmanagement. Dazu kommt ein Praxistag pro Woche, wo die Schüler Koch- und Servierunterricht haben und in der Mensa, sowie der Betriebsküche praktische Erfahrungen sammeln. Nach dem 2. Ausbildungsjahr folgt dann ein erstes verpflichtendes Praktikum – bis zum Abschluß der Ausbildung kommen so 8 Monate zusammen – die sowohl in Wien als auch in Europa oder sogar weltweit erfolgen können.
70 LehrerInnen und 30 MitarbeiterInnen sorgen mit Engagement dafür, dass die Ausbildung erfolgreich verläuft.
Man hat beim Rundgang das Gefühl, dass das auch gelingt. Allein die Schuluniformen beeindrucken und verleihen den Schülern augenscheinlich ein Gefühl der Zugehörigkeit und Ernsthaftigkeit.
Wir kommen immer wieder an Sitzgruppen und Arbeitsplätzen vorbei, an denen gemeinsam gelernt wird. Auch eine Bibliothek gibt es, in der eine beeindruckende Auswahl an Fachliteratur zur Verfügung steht – daneben finden sich die einheitlich gebundenen Diplomarbeiten diverser Jahrgänge.
Im Stiegenhaus hängen Fotos bedeutender Absolventen, die heute weltweit gefragte Manager im Tourismusgewerbe sind, daneben finden sich Erinnerungsfotos von nationalen und internationalen Events, bei denen die Schüler dabei waren und ihren Teil beitragen durften. Das reicht von Formel 1 Rennen über Bälle, internationale Sportevents bis hin zu Olympischen Spielen.
Zum Schluss stehen wir vor einer wandfüllenden Reproduktion der Gründungsurkunde – am 15. Oktober jährte sich die „Feierliche Eröffnung der Höheren Fachschule für das Gastwirte-, Hotelier – und Kaffeesiedergewerbe“ in Wien zum 111. Mal.
Beeindruckt verabschiede ich mich von Frau Mag. Ried und verlasse die Schule. Die Qualität der Ausbildung an den MODUL Tourismusschulen ist für zukünftige Spezialisten in jedem Fall eine Bewerbung wert!