Goldkehlchen

Wir prägen das Geschmacksbild von Cider“ – im Gespräch mit Goldkehlchen

Im Sommer trinkt der Österreicher gern einen Spritzer – immer öfter wird inzwischen jedoch zum Cider gegriffen – daran ist jener von Goldkehlchen sicher nicht ganz schuldlos….

Warum das so ist und wie es dazu kam erfahre ich im Gespräch mit Dr. Adam Ernst, der seine Geschäftspartnerin Eva Wildsperger – ebenfalls Österreicherin – 2003 beim Studium in Australien kennenlernte und beide den Cider für sich entdeckten.

„In Österreich ist man eher nicht so experimentierfreudig, was Getränke angeht“ erzählt mir Adam Ernst – „man kannte damals Apfelessig, Apfelchips – in einigen Gegenden noch Most und das war es dann schon. Uns hat der Cider als Alternative mit wenig Alkoholgehalt ziemlich schnell begeistert und irgendwie hatten wir die Idee, aus den wunderbaren Äpfeln der Steiermark einen eigenen Cider zu kreieren.“

Ob Sie in Australien etwas mit Lebensmitteltechnik oder etwas in dieser Richtung studiert haben, frage ich nach und ernte ein freundliches Lachen – „nein – Eva studierte im Austauschsemester in Down Under BWL und ich Medienkommunikation.“

Ein paar Jahre gingen ins Land – die Idee verfolgte die beiden neun Jahre lang  und 2012 wurde schließlich aus dem Interesse und der Liebe zum Cider eine Marke. Goldkehlchen war geboren.

Weil die Steiermark das Kernanbaugebiet für österreichische Äpfel ist, waren die beiden Ciderenthusiasten auf der Suche nach einem Partner in der Gegend –  fünfzig steirische Apfelbauern und –verarbeiter wurden angeschrieben und gefragt, ob sie die Cider-Idee interessant fänden. Neunundvierzig sagten ab. Nur einem gefiel die Idee und so begann man mit der Entwicklung und Produktion. Dieser eine Verarbeiter hat übrigens seine Entscheidung nie bereut!

Wichtig ist allen Beteiligten das selbst auferlegte Reinheitsgebot ihres Ciders. Nur von Hand gepflückte Äpfel aus der Steiermark kommen in den Cider – davon aber gleich 3-4 Stück pro 0,33l – Flasche! „Unser Cider kommt ohne Geschmacksstoffe aus – ganz im Gegensatz zu den meisten am Markt angebotenen Cidermarken“ erklärt mir Adam Ernst – das liegt auch daran, dass der Cider in Österreich nicht reguliert ist.

Bei Genussmenschen scheint sich dieser Fakt bereits herumgesprochen zu haben – den ersten österreichischen crafted Cider gibt es deshalb nicht nur österreichweit im Handel und der Gastronomie – auch im Ausland ist das mit 7-8% eher leichte alkoholische Getränk sehr beliebt – von Chicago bis Taiwan – von Helsinki bis Amsterdam liebt man den prickelnden Genuss.

Die österreichische Weinakademie veranstaltet regelmäßig Sommelier Tastings, bei denen sich die Getränkespezialisten mit dem Cider von Goldkehlchen an den Geschmack herantasten. „Wir prägen praktisch das Geschmacksbild des Ciders“ mein Adam Ernst nicht ohne Stolz.

Wenn man Medienwissenschaften und BWL studiert, kann man dann ein solches Unternehmen „nebenbei“ betreiben? – interessiert mich. Das wäre nicht möglich, meint Adam Ernst – er ist zu 100% mit Goldkehlchen beschäftigt – Eva geht „nebenher“ noch einem Job nach.

Die beiden Unternehmer haben in Österreich Pionierarbeit geleistet, was den Cider angeht – neben dem reinen Apfelcider gibt es noch solchen mit Birne, schwarzer Ribisel und Weichsel. Allerdings ist die Grundlage immer ein Apfelcider – ansonsten würde das Ganze nicht schmecken. Goldkehlchen ist bereits Partner von zwei Genußregionen in Österreich – einmal ist es die Steiermark für den Apfel und zum Zweiten das Mostviertel – von dort kommen die Speckbirnen für den Birnen Cider. Letzterer hat einen so eleganten Geschmack, dass er als Getränk bei Hochzeiten immer beliebter wird. Zur Agape stößt man inzwischen gern mit einem Glas Goldkehlchen an.

Die Beliebtheit wächst und somit auch die Arbeit beim Vertrieb und den Messen – früher sind die beiden Goldkehlchen Unternehmer noch selbst durchs Land gefahren, haben Gastronomen und Händler besucht und sich um den Vertrieb gekümmert. Inzwischen rechnet man in Hektolitern und hat einen Vertriebspartner gefunden, der sich auch um den Export kümmert.

Auf Messen ist es aber immer noch wichtig, persönlich vor Ort zu sein und die Geschichte zu erzählen, erfahre ich – der persönliche Kontakt ist essentiell, das Feedback der Kunden wertvoll. Hier trifft man vom Spitzengastronom über die Sommeliers und Einkäufer von Handelsketten auch Barprofis, die stets auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen sind. Deshalb zog Goldkehlchen Cider in zahlreiche Bars ein und verleiht diversen Mixgetränken prickelnden Geschmack.

Wird es demnächst neue Sorten Goldkehlchen Cider geben, möchte ich zum Schluss noch wissen. „Natürlich knobeln wir immer an neuen Ideen – das Ganze hängt aber auch vom Wetter und der Ernte ab – in den letzten beiden Jahren gab es in der Steiermark große Ernteausfälle – heuer sieht es bei den Äpfeln gut aus – bis jetzt. Wir wollen unbedingt beste Qualität garantieren – unser Reinheitsgebot ist das Maß unseres Handelns – neue Entwicklungen sind deshalb noch Verschlusssache!“

Als ich mich von Adam Ernst verabschiedet habe, nehme ich mir vor, demnächst verstärkt Goldkehlchen Cider zu trinken – die Qualität ist jedenfalls einen Spaziergang zum Gastronomen meines Vertrauens wert!