feinedinge

Porzellan, Passion und Frauenpower – zu Besuch bei feinedinge Porzellan Design

Als neues Mitglied wurde das Label feinedinge kürzlich in den Kreis der WIEN PRODUCTS aufgenommen. Neugierig vereinbare ich einen Besuchstermin mit Sandra Haischberger – der Gründerin des Unternehmens.

Noch vor dem Betreten des hellen Geschäftslokals in der Margarethenstraße fallen neben den vielen Porzellanobjekten vor allem die geschäftigen Mitarbeiterinnen ins Auge – durch die riesigen Schaufenster kann man einen Blick in die Werkstatt werfen, die gleich an das Geschäft angeschlossen ist. Ich betrete das Verkaufslokal und schaue mich um – auf Wandborden stehen sauber aufgereiht Dosen, Kannen und Vasen in vielen Farben und Designs – in der Mitte des Raumes ist ein überaus einladender Tisch gedeckt, Blumen bevölkern die Szenerie.

Die Chefin kommt dazu und erzählt, wie die Serien heißen und wann sie entstanden sind. ALICE ist schon ein Klassiker – seit über 10 Jahren ist sie sehr beliebt erklärt mir Sandra Haischberger – die „gefalteten“ Gefäße haben im Sturm viele Kundenherzen von Skandinavien bis Italien und von Sydney bis Kuwait erobert. Die Begeisterung ist ungebrochen – auch neue Farben wie das leuchtende Gelb kommen gut an.

Überhaupt – die Farben stechen sofort ins Auge – von anthrazit über türkis, lachs bis leuchtend gelb und beige gibt es alles – obwohl man bei Porzellan eher an weiß denken würde. „Das Besondere an meinem Porzellan ist, dass ich ziemlich früh begonnen habe, die Masse einzufärben. Das ist für Porzellan eher ungewöhnlich. Für das Einfärben der Massen haben wir spezielle Rezepturen entwickelt, die wir selbstverständlich gut hüten. Der Vorteil ist, dass man die Objekte nicht mit der Glasur einfärben muss und so die feine Textur und die angenehme Haptik des Materials gut spüren kann.

Wie funktioniert denn das mit der Porzellanherstellung und durch wie viele Hände geht ein Stück, bis es fertig ist – möchte ich wissen und erfahre, dass in der Manufaktur neben der Chefin 6 Mitarbeiterinnen arbeiten, die alle eine Passion für „feine Dinge“ haben.

Den Grundstoff – die Porzellanmasse bezieht man aus Limoges in Frankreich – dort gibt es seit Jahrhunderten Vorkommen von Feldspat, Quarz und Kaolin – den Grundbestandteilen des Porzellans. In der Werkstatt wird die Masse zum Verarbeiten aufbereitet und in Gipsformen gegossen. Diese entziehen der Masse Feuchtigkeit und nach einer gewissen Zeit kann man die ausgeformten und noch recht weichen Gegenstände entnehmen. Nach einem Trocknungsprozess werden die Objekte bearbeitet – Kanten feingeschliffen und manche Designs – wie die beliebten Windlichter – erhalten ihre Durchbrüche. Nach einem ersten Brand werden bestimmte Teile glasiert und dann geht es nochmal in den Ofen.

Ist Porzellan ein einfach zu bearbeitendes Material interessiert mich… Sandra Haischberger lacht und meint „Porzellan ist schwer zu bändigen. Es gibt immer wieder Überraschungen, wenn man den Ofen öffnet. Das Material hat ein Eigenleben, man kann es nicht wirklich beherrschen. Eine gute Übung, um locker zu bleiben und die Nerven zu behalten – was bei Aufträgen manchmal wirklich schwerfällt“.

Wenn das Material zickig ist – wie verhält es sich dann mit den fertigen Porzellanobjekten – all den herrlichen Tellern, Bechern, Tassen, Kannen, Schalen und Dosen – die ich während unseres Gesprächs fasziniert betrachte – sind die auch so heikel?

„Mir ist wichtig, dass unsere feinen Dinge vor allem funktional und durchdacht sind. Die Schönheit ist nicht unwichtig, ordnet sich jedoch der Funktionalität unter. Kannen sollen nicht tropfen und Dosendeckel gut auf das Unterteil passen. Unsere Produkte sind in jedem Fall alltagstauglich, können mühelos gestapelt und in der Spülmaschine gereinigt werden“ erklärt mir die Frau, die bei Matteo Thun und Enzo Mari an der Angewandten studierte und die ihre Liebe zur Keramik dazu bewogen hat, sich selbständig zu machen.

Was auf dem Dachboden als Experiment begann, wuchs kontinuierlich – nach einem kleinen Geschäft mit angeschlossener Werkstatt gab es vor ein paar Jahren die Möglichkeit, das jetzige Geschäftslokal in der Margaretenstraße zu mieten, wo sieben Keramikerinnen auf insgesamt 340 Quadratmetern arbeiten und die Produkte verkauft werden.

Das klingt ziemlich cool – die Stimmung ist gut – man spürt, wie konzentriert und gleichzeitig mit Freude an den Stücken gearbeitet wird.

Dass man sich Gedanken um Nachhaltigkeit macht, ist selbstverständlich – seit ein paar Jahren gibt es die Serie RAW. Diese entsteht aus Restmasse und Abschnitten, die bei den ungebrannten Objekten anfallen. Diese werden gesammelt und gemeinsam wiederaufbereitet. Da hier verschiedene eingefärbte Massen zusammenkommen, ergibt es immer wieder eine ganz eigene Farbe – jede Charge erhält deshalb einen eigenen Stempel – ist nicht wiederholbar und etwas ganz Besonderes. Die Stücke kommen bei den Kunden gut an – die Form bleibt gleich, die Farben sind variabel.

Überhaupt gehen die Keramikerinnen mit der Zeit – nehmen Kundenwünsche ernst und entwickeln ständig Neues.

Ich bin beeindruckt und verabschiede mich von dem Frauenteam rund um Sandra Haischberger – sicher ist – die Qualität der Porzellanobjekte von feinedinge ist in jedem Fall einen Spaziergang in die Margaretenstraße wert!