Bieder & Maier

Der Mann, auf einer Giraffe reitend -– zu Besuch bei Bieder & Maier

Das Kipferl brachten sie nach Wien und den Mokka. Die Türkenbelagerung um 1638 hat sich getränketechnisch durchaus positiv auf Wien ausgewirkt – die Stadt und das Kaffeehaus gelten fast als Synonym.

Gab es vor 25 Jahren noch Großröstereien am Stadtrand, hat die Third Wave – die dritte Welle der Kaffeezubereitung den Kaffeetrinkern der Stadt eine ganze Anzahl Kleinröstereien beschert, die mit Spezialitätenkaffees punkten und bei denen Nachhaltigkeit und Herkunft des Rohkaffees eine nicht unbedeutende Rolle spielen.

Seit zwei Jahren gibt es Kaffee von Bieder & Maier – die leuchtend gelben und weißen Verpackungen mit einem Herrn auf der Giraffe reitend – haben für ziemlich viel Aufmerksamkeit gesorgt und bereits einige nationale und internationale Preise für Marketing und Design abgeräumt hat.

Neugierig vereinbare ich einen Termin mit den Protagonisten und treffe sie an einem herrlichen Oktobertag in ihrem Büro in der Halbgasse im 7. Bezirk.

Gut gelaunt sitzen mir Alexander Hamersky, Valentin Siglreithmaier und Elisabeth Mathy gegenüber. Bevor wir beginnen, darf ich mir einen Espressoblend aussuchen und während die Kaffeemühle die Bohnen zerkleinert, aus der mächtigen Siebträgermaschine der Espresso gemütlich in die Tasse läuft und sich ein verlockender Duft ausbreitet, bekomme ich einen ersten Einblick ins Kaffeegeschäft.

„Kaffee ist seit vielen Jahren unsere Leidenschaft“ erzählt Alexander Hamersky, der fast sein gesamtes Berufsleben in der Kaffeebranche zu Hause ist und bei Bieder & Maier für die Beschaffung und den Vertrieb verantwortlich ist.

Es ist wichtig zu wissen, woher der Kaffee kommt und wie er transportiert wird – erfahre ich – dafür braucht man zuverlässige Partner weltweit. Und weil man als kleine Firma nicht selbst um den Erdball jetten kann, vertraut man auf Spezialisten, die an Fixpunkten des Kaffeehandels in Europa tätig sind. Hamburg ist traditionell der Hauptumschlagplatz für Kaffee in Europa und über Hamburg kommt auch der Rohkaffee für die 6 Blends, die es bei Bieder & Maier gibt.

„Kaffee ist ein Naturprodukt und der Geschmack abhängig vom Wetter und den Bodenbedingungen in den jeweiligen Anbaugebieten“ erfahre ich.

Mich interessiert natürlich, woher der Kaffee kommt und wie die Blends entstehen. Valentin Siglreithmaier, der Barista im Team und verantwortlich für den guten Geschmack – erzählt, dass man für Bieder & Maier Arabica und Robusta Bohnen verwendet und diese bei jeder Röstung so mischt, dass die Blends immer gleich schmecken. Das ist nicht ganz einfach und der Röstmeister braucht neben Erfahrung viel Fingerspitzengefühl für die richtige Mischung und die sorgfältige Röstung.

Den Rohkaffee bezieht man vorwiegend aus Zentralamerika. Arabica Bohnen gedeihen am besten in Höhen von über 1300m und kommen aus Nicaragua, Santos in Brasilien und Guatemala – sie punkten mit ausgewogenem Koffeingehalt und einem breit gefächerten Aroma. Robusta dagegen wächst vor allem auf dem indischen Kontinent ab 300m Seehöhe. Vollkommen zu unrecht wird er oft als weniger gut eingestuft – auch hier gibt es riesige Unterschiede. Robusta – das verrät schon sein Name – hat einen weitaus höheren Koffeingehalt und weniger Zucker – das macht ihn vor allem in südlichen Ländern beliebt, wo der Kaffee „schwarz wie die Nacht“ getrunken wird.

Im Büro – das übrigens eher wie ein lässiges Kaffeelokal aussieht und wo sich Besucher auch mal ungefragt auf das Sofa setzen und Kaffee bestellen – stehen Kaffeesäcke aus verschiedenen Anbaugebieten und verbreiten kosmopolitisches Flair. Ich bekomme die Bohnensorten gezeigt und Unterschiede erklärt.

Arabicabohnen sind größer als die Robustabohne und ihre Narbe leicht gewellt. Aha – wieder etwas gelernt.

Wir hatten ja schon über Nachhaltigkeit gesprochen – wie stehen die Macher von Bieder & Maier dazu interessiert mich. „Wir schauen, dass wir nachhaltig wirtschaften und Transporte möglichst umweltschonend abgewickelt werden“. Außerdem engagiert man sich in der EFICO Stiftung beispielsweise um Bildung und den Bau von Wasserleitungen in den Anbauländern.

Kunden in der Gastronomie wie das Café Diglas, Café Engländer, das legendäre Café Jelinek und neuerdings auch Joseph Brot schätzen das und vertrauen den Kaffee-Fachleuten. Für die Gastronomie, die den größten Kundenkreis ausmacht, werden auch individuelle Blends kreiert. Diese tragen dann schon mal Namen wie „Gemischter Schatz“.

Natürlich können auch Privatkunden den Kaffee von Bieder & Maier kaufen. Die Website klärt auf und im Webshop kann man gustieren und sich seinen ganz persönlichen Kaffeeliebling nach Hause bestellen, ergänzt Elisabeth Mathy, die das gesamte Büro in der Halbgasse schupft.

Das Marketing wird vom Geschäftspartner Rudi Kobza und seiner Agentur verantwortet – Aufmerksamkeit international ist somit garantiert – die Preise für Marketing und Design unterstützen natürlich auch die Marke, die zwar noch jung ist – sich aber international bereits behaupten kann.

80-100 Tonnen Kaffee werden derzeit pro Jahr verkauft – Tendenz steigend. In New York gibt es Bieder & Maier bereits – hier liebt man Delikates aus Wien – im Arabischen Raum kommt der Handel gerade in Schwung – Ibiza läuft an und die Schweiz steht auf der to do Liste.

Zwei Drittel vom Bieder & Maier Kaffee jedoch werden in Österreich getrunken.

Wer die Kaffees mal probieren möchte, sollte ins Macchiarte gehen – ein Fachgeschäft für Kaffee und Maschinen in der Weihburggasse – hier bekommt man ausführliche Beratung!

Ich verabschiede mich mit viel neuem Kaffeewissen und frisch gestärkt mit einem weiteren Espresso von meinen Gesprächspartnern. Die Qualität von Bieder & Maier Kaffee ist in jedem Fall einen Spaziergang in eines der Kaffeehäuser oder zu Macchiarte wert.